Alles begann mit einer Holzplatte
Aller Anfang ist schwer beim Bau einer Modelleisenbahn. Eine Voraussetzung braucht es wie bei so vielen Dingen: Geduld. Und die Gabe, im Kleinen Großes zu erkennen. Wobei klein oder groß relativ ist.
© Hanni Langer
Anlage mit italienischem Bahnhof Marke Eigenbau.
Über acht Meter erstreckt sich die Anlage von Friedrich Oprschal in die Länge, 3,60 Meter misst sie an der breitesten Stelle. An einer Stelle schlängeln sich die mittlerweile 50 Meter Schienen, die er bereits verlegt hat, nicht nur zu eb'ner Erd und im ersten, sondern auch noch in einem zweiten Stock durchs Gelände. Eine verbaute Fläche von rund 100 Quadratmetern. Kein Fall für den durchschnittlichen Hobbyraum. Dazu braucht es Platz! Diesen hat der gebürtige Wiener an seinem heutigen Wohnort im niederösterreichischen Mank im Keller eines Werkzeuggeschäfts gefunden.
Am Anfang einer solchen Schöpfung steht... ja, richtig, eine große Holzplatte. Und auch dann geht es nicht Schlag auf Schlag, sondern eher Stück für Stück, Schiene für Schiene weiter.
Der Plan dafür ist bei Oprschal über viele Jahre gereift. „Die Endvision habe ich im Kopf. Doch wenn sich hier und da noch ein Platz findet, kann sich spontan eine Änderung ergeben“, erzählt der gelernte Maschinenschlosser. Der Kern für diese Leidenschaft wurde in seiner Kindheit gelegt, schon sein Vater modellierte hingebungsvoll an seinem Landschafts- und Schienenwerk en miniature herum.
Anlagenthema Gemütlichkeit
© Hanni Langer
2016 legte Oprschal den Grundstein für seine H0-Anlage. Seit 2018 baut sein Bekannter Herbert Zuzmann mit. Auch Oprschals Lebensgefährtin legt immer wieder mit Hand an, denn das, liebe Männer, lasst Euch gesagt sein: Ohne Unterstützung und Verständnis von uns Frauen wärt ihr auch beim Modelleisenbahnbauen arm dran – und einsamer.
Als Servicetechniker war er in seinem bisherigen Leben schon hunderttausende Kilometer unterwegs, er kennt jede Straße Österreichs, kurvte durch Tschechien, Frankreich, Italien. Und in unserem südlichen Nachbarland hat er ihn gesehen: seinen Bahnhof, in Roncegno/Trient. Vor der nachgebauten Stazione laufen die Züge nun ein und aus. Davor angebracht ist das Schaltpult mit kleinen Hebeln für die Weichenstellung und anderes mehr – die Laiin hört 5-Ampère-Trafo mit Grundgerät und Booster, Polarität wechselndes Kehrschleifengerät, jede Lok digital unabhängig voneinander steuerbar, Decoder aller Art und versteht: Bahnhof. Sie schüttelt vor Staunen den Kopf als sie unter die Platte schaut und ein Gewirr von Klemmen mit schwarzen, weißen, braunen und roten Kabeln entdeckt. Um so eine Technik auf die Schiene zu bringen, da brauche es sicher jede Menge Hirnschmalz, meint sie anerkennend. Doch Oprschal wehrt ab: „Jein, es dreht sich letztlich ja nur um Plus und Minus“ und seine buschigen grauen Augenbrauen zucken dabei verlegen. Dass er sich das alles selbst beigebracht hat, erfährt man erst auf entsprechende Nachfrage.
Seit einiger Zeit spielt er sich auch mit 3D-Druck. Herausgekommen ist dabei bereits etwa eine Signal- und eine Geländebrücke. „Man muss sich damit aber sehr beschäftigen, sonst wird das nichts, da braucht es viel Vorstellungsvermögen“, betont er.
Worauf es ihm beim Bauen ankommt? „Dass es möglichst naturgetreu aussieht“, nennt Oprschal einen der Punkte. So ist es schon vorgekommen, dass er eine Böschungsmauer noch einmal abriss, da sie letztlich nicht die realistische Neigung aufwies. Eine Kenntnis, die er in seiner Tätigkeit im Oberbau bei der NÖVOG (niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft) erworben hat. Bei Schienen und Trassen ist es ihm wichtig, dass sie sehr exakt gebaut werden, „damit die Lok schön gleichmäßig läuft und man zwischendurch auch mal kurz zum Wirten gehen kann“, sagt er schmunzelnd. Was für ihn auch dazugehört, sind spielerische Petitessen wie ein Wein trinkendes Pärchen vor einem Weinviertler Kellergassenpresshaus oder ein beleuchteter Straßentunnel.
Die größte Faszination für ihn ist jedenfalls: „Wenn man die Anlage einschaltet und es funktioniert alles“. Er drückt am roten Handregler herum, zahlreiche Züge setzen sich in Bewegung. Oprschal stellt versonnen fest: „Hier in meiner kleinen Welt kann ich abschalten.“