2023-04-12

Grünes Licht für den Nachfolger bei Modellbau-Werkstatt Bertram Heyn

 

Bertram Heyn übergibt seine Modellbau Werkstatt zum 1. Mai an den bisherigen Mitarbeiter Sven Binnewald.

Bertram Heyn (links) übergibt das Zepter in Form einer Verschublok an Sven Binnewald

Bertram Heyn (links) übergibt das Zepter in Form einer Verschublok an Sven Binnewald

In der Modellbau-Werkstatt Bertram Heyn stehen die Zeichen auf Wechsel: Firmengründer Bertram Heyn geht in den Ruhestand und übergibt den Betrieb zum 1. Mai 2023 an seinen bisherigen Mitarbeiter Sven Binnewald. Damit ist die Produktion von Gartenbahn-Zubehör bei dem Göttinger Kleinserienhersteller auch in Zukunft gesichert. "Sven hat einen guten Überblick darüber, wie er Arbeitsabläufe verändern und verbessern kann – und er hat ein Faible für Eisenbahnen", so Heyn über seinen Nachfolger Binnewald, der vor acht Jahren als Auszubildender bei ihm begann.

Bertram Heyn hatte die Modellbau Werkstatt vor 40 Jahren gegründet und seitdem geleitet. Ab 2001 erweiterte er den Betrieb um ein stetig wachsendes Gartenbahn-Sortiment und etablierte sich mit besonderen Schwellen, Weichenhebeln und Drehscheiben als Kleinserienhersteller. Eine Vorgeschichte, die Nachfolger Sven Binnewald für ideal hält: "Wir haben damit schon einen Namen und einen treuen Kundenstamm."

Vom 1. Mai 2023 an wechselt der Inhaber und der Name ändert sich leicht: Aus der Modellbau-Werkstatt Bertram Heyn wird Modellbau Heyn. Ansonsten bleibt für die Kunden vieles gleich, aber es verbessert sich einiges. "Er hat schon mehrere Neuheiten für die Kunden vorbereitet", verrät Firmengründer Heyn über seinen Nachfolger Binnewald, "und unsere letzte große Neuheit, die kleine Lok, war bereits komplett von ihm entwickelt."

Wer einmal seine Firma übernehmen könnte, hat Heyn sich schon vor knapp sieben Jahren gefragt, rund um seinen 60. Geburtstag. Konkret ins Gespräch mit Binnewald ging er vor ungefähr zwei Jahren. Dessen Eignung hat Heyn selbst im Betrieb erlebt: "Er hat einen Überblick und auch den Blick für die gesamtgeschäftlichen Dinge und die Arbeitsabläufe, er ist begeistert von Modellbahnen und er weiß durch seinen eigenen Vater, was Selbständigkeit bedeutet." Binnewald wiederum freut sich auf die neue Aufgabe in dem Betrieb, mit Menschen, die er bereits als Kollegen und Kolleginnen kennt. "Wir sind eine ziemlich entspannte Truppe", meint er, "wir arbeiten zwar einzeln an verschiedenen Projekten, tauschen uns aber immer darüber aus und geben uns Tipps und Anregungen." Die Produktentwicklung wird vor allem seine Aufgabe sein.

Das Wissen dafür bringt Binnewald aus seiner Ausbildung und der Arbeit bei Heyn mit. Dabei kam der 29-jährige über einen Umweg zur Modellbau Werkstatt: Sein erster Ausbildungsbetrieb in Meißen meldete 2015 Insolvenz an, da fehlte ihm nur noch ein Ausbildungsjahr. Kurzerhand stellte Binnewald sich Heyn auf der Messe in Leipzig vor – und bekam direkt eine Zusage. "Da war ich ein bisschen geflasht", erzählt Binnewald. Für Heyn kam die Bewerbung genau richtig, denn er hatte damals gerade das Material der Firma Jigstones übernommen und Binnewald konnte mit Silikongussformen arbeiten.

Diese Technik soll unter dem neuen Inhaber häufiger zur Anwendung kommen: "Wir wollen mehr mit Kunststoffguss und 3D-Drucker arbeiten", sagt Binnewald über seine Pläne. Außerdem überarbeiten er und sein Team in den kommenden Monaten einige Produkte, um sie technisch zu verbessern. Und, da er selbst im Hobby viel mit Spur TT arbeitet, wird es auch dafür ein paar Produkte geben.

Bertram Heyn gründete seine Modellbau-Werkstatt nach seinem Architektur-Studium 1983, als er noch fast ausschließlich für den Göttinger Architekten Jochen Brandi arbeitete. 1986 fanden er und seine Frau ein Haus in Göttingen mit Gewerbefläche im Erdgeschoss, und zogen mit der Werkstatt und dem ersten von später insgesamt vier Kindern ein. "Ich hatte mir überlegt: Was macht ein Handwerker für seinen Ruhestand? Er kauft ein Haus und lebt dann von der Miete." Dass er damit immer im selben Haus wie seine Firma wohnte, hat ihn nicht gestört. "Ich hab’ den Beruf einfach gerne gemacht und fand es gut, eine Werkstatt im Haus zu haben." Da die nun bald nicht mehr seine Werkstatt ist, hat er schon im vergangenen Jahr einen Teil seines Kellers zu einer Werkstatt umgebaut. Denn im Ruhestand möchte er sich endlich gebührend um seine eigene Gartenbahn kümmern. Außerdem freut er sich auf mehr Zeit mit seinen drei Enkelkindern, die nebenan wohnen, und mehr Zeit mit seiner Frau, die kurz vor ihm im Februar 2023 auch Rentnerin geworden ist.

Seinem Nachfolger bleibt er trotzdem erhalten: Heyn wird zunächst die Buchhaltung für den Betrieb übernehmen und rechnet damit, "dass es am Anfang sicher diverse Punkte zu beraten gibt." Binnewald findet es gut, den früheren Chef noch so nah dran zu haben, ob für Beratung und "wenn es mal um Produkte geht, die so selten verkauft werden, dass er noch am meisten dazu weiß."